Karate ist eine in Okinawa entwickelte Selbstverteidigung-/Kampfkunstart. Damals war die Okinawa-Inselgruppe ein eigenes Königreich (Ryukyu-Königreich) und gehörte noch nicht zu Japan. Die Okinawa-Inselgruppe liegt strategisch im Zentrum zwischen Japan, China, Korea, Taiwan und Südostasien, darum hatte das Ryukyu-Königreich viel Austausch mit den anderen Ländern im Bereich Politik, Kunst, Kultur, Wissenschaft, Handel und auch Kampfkunst. Besonders viel Austausch hatte das Ryukyu-Königreich mit China.
Der Wissen-Transfer war sowohl durch migrierte chinesische Leute (nach Ryukyu), als auch durch Auslandstudien von Okinawa-Einwohnern (nach China) ermöglicht. Dies erfolgte nicht nur innerhalb von einigen Jahren sondern innerhalb von mehreren hundert Jahren. Die importierte Stilrichtung von chinesischer Kampfkunst sind überwiegend aus der Fujian-Provinz und wurden nach der Okinawa-Perspektive angepasst, deshalb hat Karate sehr viele ähnliche Techniken wie im südchinesischen Kungfu. Verschiedene chinesische Waffen wie Sai, Tonfa und Bo und ihre Techniken wurden in diesen Zeiten ebenfalls nach Okinawa importiert. Die Wurzel oder der Vorgänger von Okinawa-Karate sind unter anderem südliches Shaolin-Kungfu, Weißer Kranich Kungfu und Kungfu-Arten aus der Fujian-Provinz und aus Taiwan.
“I have taught you all I know. There is no more I can teach you. I am a candle whose light has traveled far. You are my candles to whom I have passed my light. It is you who will light the path for others. Today I see around me the lights of Shaolin. The flame of tomorrow. My task is done, soon my flame will end. Teach the true spirit of karate-do and one day you may enter the Shaolin Temple.”
- Hohan Soken (1889-1982) -
Wegen der chinesischen Wurzeln wurde Karate vorhin in Okinawa als "chinesisches (Tang Dynastie) Hand" genannt. Ausgesprochen auch "Karate/Tode" in Japanisch oder "Todi" in Okinawa-Sprache. Oft wurde damals das Wort "Kempo" in dem Name verwendet, wie z.B. Kempo Karate Jutsu. (Kempo ist das Japanische Wort für Chuanfa, die richtige Bezeichnung für chinesische Kungfu). Der Name wurde in moderner Zeit von "唐手/Chinesiches Hand" auf "空手/Leeres Hand" geändert.
Nachdem das Ryukyu-Königreich von Japan "aufgenommen" wurde, wurden einige Dinge in Karate verändert um gegen die japanischen Kampfkunstarten wettbewerbsfähig zu bleiben. Einige Karate-Meister wie Gichin Funakoshi, Motobu Choki, Chojun Miyagi und Kenwa Mabuni haben versucht Karate auf der Hauptinsel Japan zu verbreiten. Dieser Versuch war nicht leicht. Zu diesem Zeitpunkt existierten bereits in Japan mehrere bekannte und sehr effektive Kampfkunst-Arten wie Jujutsu, Kendo, Judo, Aikido, usw. Nach mehreren Versuchen haben die Okinawa-Meister Karate erfolgreich in Japan verbreitet. Jedoch liegt nach Anpassungen der Fokus auf Schlag, Stoß und Tritt. Außerdem wurden die Techniken nach Kendo-Prinzip/Bewegung angepasst. Hebel- und Wurftechniken werden bis heute in moderne Sport-Karate weniger geübt. Waffen sind auch nicht unbedingt Teil des Trainings. In (unserer) Shorin-Ryu Karate-Stilrichtung bleiben diese als wichtiger Teil des Lernprogramms.
"The karate that has spread to Tokyo is incomplete. Those who believe that karate consists only kicks and punches, and think throws and joint locks are exclusive to judo or jujutsu, have been misinformed. We should have an open mind and strive to study the complete art."
- Kenwa Mabuni (1889-1952) -
Außerdem hatte Karate am Anfang keine Stilrichtungen. Es gab nur ein Karate, selbstverständlich mit Varianten je nach Meister. Es wurde aber von Jigoro Kano (Gründer von Judo) angefordert, Stilrichtungen zu nennen (Japanische Ryuha System).
"Karate does not have any styles. It molds an individual to be the object of defense or offense and, through this process, karate teaches you the fundamental concept of self protection."
- Kanken Toyama (1888-1966) -
In der modernen Zeit hat das japanische Karate viele Systeme von Judo kennengelernt und kopiert. Unter anderem die Uniform, das Graduierung-/Gürtelsystem, der Wechsel von "Jutsu" auf "Do" und die Entwicklung in Sport-Richtung. Auf der anderen Seite versuchen wenige Stilrichtungen traditionell zu bleiben, d.h. hier liegt der Fokus auf der Selbstverteidigung und nicht auf dem modernen Sport und Wettkampf.
“Nothing is more harmful to the world than a martial art that is not effective in actual self-defense.”
- Choki Motobu (1870-1944) -
“In the old days we trained Karate as a martial art, but now they train Karate as a gymnastic sport. I think we must avoid treating Karate as a sport – it must be a martial art at all times! Your fingers and the tips of your toes must be like arrows, your arms must be like iron. You have to think that if you kick, you try to kick the enemy dead. If you punch, you must thrust to kill. If you strike, then you strike to kill the enemy. This is the spirit you need in order to progress in your training.”
– Choshin Chibana (1885-1969) -
Vor der Implementierung des Ryuha-Systems wurde Karate nur nach der jeweiligen Ursprungstadt klassifiziert, diese sind Shuri-Te (Shuri Hand), Tomari-Te (Tomari Hand) und Naha-Te (Naha Hand). Nach der Japanisierung von Karate wurde eine Stilrichtung namens Shorin-Ryu von Großmeister Chosin Chibana gegründet. Shorin-Ryu beinhaltet hauptsächlich Okinawa-Kampfkunstsysteme aus der Stadt Shuri und auch der Stadt Tomari. Der Name "Shorin-Ryu" bedeutet "Shaolin Stil" / "Shaolin Schüle". Dieser Name wurde ausgewählt, um den Ursprung des Karate zu ehren. Shorin-Ryu, Goju-Ryu und Uechi-Ryu sind die meistverbreitesten bzw. die Haupt-Karate-Stilrichtungen in Okinawa.
Zu Shorin-Ryu Stilrichtung gehören auch Kobayashi-Ryu, Matsubayashi-Ryu, Matsumura Shorin-Ryu, Shogen-Ryu, Shobayashi-Ryu, Sukunaihayashi-Ryu, uvm. Die Stilrichtungen sind basierend aus verschiedenen Perspektiven des jeweiligen Shorin-Ryu-Großmeisters entstanden. Das Hauptprinzip und der Kern des Systems sind jedoch ähnlich, da sie vom gleichen Ursprung sind.
Die Merkmale von Shorin-Ryu Karate sind:
- Hohe / natürliche Kampfstellung.
- Natürliche Atmung
- Kreisförmige Bewegung
- Ungebrochene/fliesende Bewegung
Karate beinhaltet nicht nur eine einzige Kampfmethode/-system, sondern eine Sammlung und Kombination aus mehreren Kungfu-Systemen, die die Okinawa-Meister damals studiert haben.
Zu dem Zeitpunkt gab es noch keine moderne Technologie, um Kampftechniken zu dokumentieren. Dokumentation von Techniken in Form von Büchern war auch nicht unbedingt sinnvoll, deshalb wurde jedes Kampfsystem in Bewegungsreihenfolgen (Kata) zusammengefasst.
Kata werden nicht wegen der Schönheit der Bewegung gelernt, sondern lernen Schüler/Innen Kata zu analysieren um die Kampfmethoden zu verstehen und Techniken zu extrahieren.
iDie Kampfsysteme, die du im Kurs erlernen wirst, findest du unten.
*Das Kindertraining beinhaltet mehr Stufen und Formen.